Mycoplasmose bei Ratten

Text von Magnificent Rats

Mycoplasmen sind sehr kleine, parasitär lebende, gramnegative Bakterien. (0,2–0,3 μm). Sie unterscheiden sich aber zu anderen Bakterien, da ihnen die Zellwand fehlt. Ebenso haben sie das kleinste Genom (Erbgut).
Da den Bakterien die Zellwand fehlt, sind Antibiotika wie Penicillin, welches die Biosynthese von Peptidoglycan (daraus besteht die Zellwand) hemmen unwirksam. Aus dem Grund sind sie äußeren Einflüssen ausgeliefert und auf ihren Wirt angewiesen. Dieser versorgt die Bakterien mit Nährstoffen, wie etwa bestimmte Fettsäuren und Aminosäuren.


Mycoplasmen können eine Vielzahl an Krankheiten bei Wirbel- und Säugetieren auslösen.

Der für uns als Rattenhalter wichtigste Erreger ist Mycoplasma pulmonis.
Der Übertragungsweg ist vielfältig. Er kann über Aerosole erfolgen, ebenso über
Schmierinfektionen. Meistens infizieren sich die ungeborenen Welpen aber schon im Mutterleib.


Nach aktuellem Kenntnisstand ist kaum eine Liebhaberhaltung frei von Mycoplasmen. Um das zu erreichen, müssten zweifelsfrei Mycoplasmenfreie Tiere unter Laborbedingungen gezüchtet und gehalten werden. Das ist in der normalen Rattenhaltung unmöglich. Demnach ist es nicht nötig, bei einer Mycoplasmoseinfektion das bestehende Rudel aussterben zu lassen. Eine Integration von neuen Tieren ist, je nach Gesundheitszustand der erkrankten
Tiere durchaus möglich.


Meistens treten die Symptome erst im späteren Lebensabschnitt des Tieres auf. Die
Haltungsbedingungen, Ernährung, die Genetik sowie das Immunsystem der Tiere spielt eine wichtige Rolle dabei, welche Symptome auftreten und wie stark diese sind. Wichtig zu beachten ist, dass man staubfreies Einstreu im Käfig nutzt. Das reizt weniger die Atemwege der Tiere.


Nicht immer, wenn das Tier mit Mycoplasmen infiziert ist, tritt eine akute Mycoplasmose auf.


Je nach Schwere der Infektion verursachen Mycoplasmen Gewebsschäden in den
Atemwegen und der Lunge, sodass das Tier durchgehend eine auffälige Atmung zeigt. Dazu gehören auffällige Atemgeräusche wie rasseln, oder vermehrtes niesen, rotes Sekret an Nase und Augen. Dieses Sekret nennt man Hadersche Drüsensekret). In Extremfällen kann das Tier auch unter einer Flankenatmung leiden, welche auf eine Luftnot schließen lässt.


Ebenfalls kann eine Komplikation auftreten, welche das Mittelohr befällt. Hier treten
Symptome wie das schief halten des Kopfes und Ataxie auf.


Mycoplasmen können nur schwer über Abstriche festgestellt werden, da sie sich meistens tief in den Atemwegen und der Lunge befinden. Die Erreger können nur zweifelsfrei bei einer Obduktion festgestellt werden. In jedem Fall ist das Tier dringend einem Tierarzt vorzustellen, welcher die optimale Behandlung der erkrankten Tiere sicherstellen kann.

Bei Verdacht auf Mycoplasmose wird eine Behandlung mit dem richtigen Antibiotikum gestartet.
Bewährte Antibiotika sind Doxycyclyn, Enrofloxacin, Tylosin, Pradofloxacin. Nicht immer hilft direkt das erste Antibiotikum. Je nach Resistenz des Stammes muss das richtige Antibiotikum gefunden werden.


Ebenso kann zur Unterstützung einen Schleimlöser verabreicht werden und das
Immunsystem der Tiere muss gestärkt werden.
Dazu gehört in erster Linie eine artgerechte und abwechslungsreiche Ernährung.
Unterstützend kann man auch eine Immunkur mit Ecchinacea Tinktur oder anderen pflanzlichen Mitteln versuchen.


Eine komplette Heilung der Erkrankung ist nicht möglich, denn selbst wenn die Symptome verschwinden, bleiben die Tiere lebenslang Träger für Mycoplasma pulmonis und es kann jederzeit wieder ausbrechen. Es ist allerdings weiterhin zu beachten, dass nicht jeder Atemwegsinfekt zwingend ein Mycoplasmoseausbruch darstellt. Es gibt zahlreiche weitere Infektionen der Bronchien und Atemwege, an denen die Tiere erkranken können.


Quellen: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S155750631100173X


https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1354/vp.08-VP-0240-S-COM

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